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Altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäulenanatomie: Auswirkungen auf die neuroaxiale Punktion

22. April 2025

Mit der Alterung der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach neuroaxialen Eingriffen bei älteren Menschen weiter an. Die altersbedingten anatomischen Veränderungen stellen jedoch besondere Herausforderungen für die Ärzte dar, die diese Eingriffe durchführen. Eine aktuelle Studie von Hagenaars et al. (2024) gibt Aufschluss über die Entwicklung der Morphologie der Wirbelsäule in verschiedenen Altersgruppen und deren Einfluss auf die Durchführbarkeit von Mittellinien-Neuraxialpunktionen.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die Studie nutzte Computertomographie (CT)-Scans in der mittleren Sagittalebene, um Veränderungen im Interspinalraum und deren Einfluss auf den Erfolg virtueller Nadeltrajektorien zu untersuchen. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • Mit zunehmendem Alter verringert sich der Handlungsspielraum:
    • Der Spinal Accessibility Index (SAI), ein Maß für den verfügbaren Raum für Nadelmanöver, nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab.
    • Bei älteren Erwachsenen (≥ 80 Jahre) waren die Interspinalräume im Vergleich zu jüngeren Personen (21–30 Jahre) deutlich kleiner und unregelmäßiger.
  • Optimale Einstichpunkte und -winkel:
    • Trotz altersbedingter Veränderungen blieben die optimalen allgemeinen Punktionspunkte und Winkel für neuroaxiale Eingriffe in allen Altersgruppen gleich.
    • Dies deutet darauf hin, dass ähnliche Techniken angewendet werden können, allerdings sollte die anatomische Variabilität berücksichtigt werden.
  • Morphologische Veränderungen:
    • Bei älteren Erwachsenen kam es häufig zu Verkalkung der Bänder, Verknöcherungen und Pseudoartikulationsbildungen.
    • Diese Veränderungen können dazu führen, dass bestimmte Zwischenräume, insbesondere im Lendenbereich, über Mittellinienzugänge nicht mehr zugänglich sind.
Implikationen für die klinische Praxis
  1. Herausforderungen für ältere Erwachsene:
    • Ein reduzierter SAI unterstreicht die Notwendigkeit einer präzisen Technik, insbesondere bei Patienten über 80.
    • Die Lendenwirbelsäule, die mehr Gewicht trägt und mechanischer Belastung ausgesetzt ist, weist die stärksten anatomischen Schäden auf.
  2. Anpassungsbedarf:
    • In schwierigen Fällen können alternative Ansätze wie die Paramedian-Technik vorzuziehen sein.
    • Eine Ultraschallführung vor dem Eingriff könnte die Genauigkeit verbessern, insbesondere bei Patienten mit deformierter Wirbelsäulenanatomie.
  3. Schulung und Sensibilisierung:
    • Detaillierte anatomische Kenntnisse sind insbesondere für unerfahrene Praktiker unerlässlich.
    • Das Verständnis der zu erwartenden Veränderungen in der Morphologie des Interspinalraums kann dabei helfen, Schwierigkeiten vorherzusehen und die Erfolgsraten zu verbessern.
Zukunftsforschung

Die Studie unterstreicht die Bedeutung maßgeschneiderter Ansätze für neuroaxiale Eingriffe, insbesondere bei älteren Menschen. Um klinische Ergebnisse zu verbessern:

  • Erkunden Sie die Wirksamkeit von paramedianen Ansätzen oder kombinierten Techniken für ältere Patienten.
  • Untersuchen Sie die Rolle ultraschallgestützter Techniken bei der Reduzierung von Ausfallraten und Komplikationen.
  • Führen Sie weitere Untersuchungen zu den mittleren Altersgruppen (60–80 Jahre) durch, die in bestehenden Studien häufig unterrepräsentiert sind.
Fazit

Die Ergebnisse von Hagenaars et al. liefern wertvolle Einblicke in die anatomischen Veränderungen der Wirbelsäule im Alter und deren Auswirkungen auf neuroaxiale Punktionen. Während die optimalen Techniken weitgehend unverändert bleiben, müssen Kliniker ihre Ansätze anpassen, um die Herausforderungen dieser Veränderungen zu meistern. Verbesserte Schulungen und die Integration fortschrittlicher Bildgebungstechnologien versprechen eine Verbesserung der Behandlungsergebnisse, insbesondere bei älteren Menschen.

Weitere Informationen finden Sie im vollständigen Artikel in Regionalanästhesie & Schmerzmedizin.

Hagenaars M, van den Dobbelsteen JJ, van Gerwen DJ. Veränderungen des Nadelmanöverraums und der optimalen Einführstelle für die mediane neuroaxiale Punktion mit zunehmendem Alter: eine Analyse in Computertomographie-Scans. Reg Anesth Pain Med. 2024 Dez 2;49(12):853-860.

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