Wirksamkeit von Therapien bei postduralpunktionellem Kopfschmerz (PDPH)
Einleitung
Postduralpunktionskopfschmerz (PDPH) ist eine erhebliche Komplikation nach neuroaxialen Eingriffen, die die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigt. Der aktuelle Bericht von Thon et al. 2024 hebt wichtige Fortschritte bei prophylaktischen und therapeutischen Maßnahmen für PDPH hervor.
Was ist ein postduraler Kopfschmerz?
PDPH tritt auf, wenn Zerebrospinalflüssigkeit (CSF) durch eine Punktion in der Dura mater austritt, was zu einem verringerten CSF-Druck und anschließenden Kopfschmerzen führt.
Typische Symptome sind:
- Pochender Kopfschmerz, der durch eine aufrechte Haltung verschlimmert wird.
- Nackensteifheit.
- Übelkeit und Erbrechen.
- Seh- und Hörstörungen.
- Schwindel.
- Prävalenz
Inzidenzraten:
- 0.5 % – 0.7 % nach neuroaxialen Techniken.
- Bis zu 80 % nach versehentlicher Durapunktion während einer Epiduralanästhesie (EDA).
Konservative Behandlungen
- Bettruhe: Wird traditionell empfohlen, es liegen jedoch keine eindeutigen Belege für die Wirksamkeit vor.
- Flüssigkeitszufuhr: Orale und intravenöse Flüssigkeiten zur Steigerung der Produktion der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF).
- Koffein: Bietet symptomatische Linderung durch Gefäßverengung.
Pharmakologische Behandlungen
- Analgetika: Paracetamol und NSAIDs sind zur Schmerzbehandlung wirksam.
- Theophyllin: Ein dem Koffein ähnliches Xanthin-Derivat, das bei der Linderung von Kopfschmerzen hilfreich ist.
- Gabapentin: Ein Antiepileptikum, das nachweislich die Symptome der PDPH lindert.
Invasive Behandlungen
- Epiduraler Blutpatch (EBP):
- Vorgehensweise: Injektion des Bluts des Patienten in den Epiduralraum, um ein Gerinnsel zu bilden und das Liquorleck abzudichten.
- Wirksamkeit: Gilt als Goldstandard mit hohen Erfolgsraten (bis zu 90 %).
- Risiken: Unter anderem wiederholte Durapunktionen, Rückenschmerzen und neurologische Komplikationen.
- Intrathekaler Katheter:
- Anwendung: Kann nach einer versehentlichen Durapunktion in Betracht gezogen werden, um das Auftreten von PDPH zu verringern.
- Wirksamkeit: Einige Studien deuten auf einen geringeren Bedarf an EBP und eine geringere PDPH-Inzidenz hin.
- Alternative Epiduralinjektionen:
- Hydroxyethylstärke (HES): Steht im Zusammenhang mit reduzierten PDPH-Werten, für schlüssige Beweise sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich.
- Cosyntropin: Stimuliert nachweislich die Produktion von Zerebrospinalflüssigkeit, wird jedoch aufgrund des begrenzten Erfolgs nicht routinemäßig empfohlen.
Neuartige Therapien
- Therapeutische Lokalanästhesie (TLA):
- Blockade des Nervus occipitalis major (GONB): Wirksam bei der Behandlung von Kopfschmerzen, für PDPH sind jedoch fundiertere Nachweise erforderlich.
- Sphenopalatine-Ganglion-Block (SPGB): Bietet erhebliche Schmerzlinderung und kann eine nützliche Alternative sein, wenn EBP kontraindiziert ist.
- Intranasales Lidocain:
- Anwendung: Verwendung eines Schleimhautzerstäubungsgeräts (MAD) zur schnellen Schmerzlinderung.
- Wirksamkeit: Macht in manchen Fällen eine EBP unnötig und bietet eine nicht-invasive Alternative.
Richtlinien und Empfehlungen
- Prophylaktische Maßnahmen: Es wird keine spezifische prophylaktische Maßnahme allgemein empfohlen.
- EBP-Durchführung: Sollte nicht verzögert werden, wenn keine Kontraindikationen vorliegen. Bei unklaren Symptomen sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen.
- Nachsorge: Unverzichtbar, um eine angemessene Patientenversorgung sicherzustellen und eventuelle chronische Restbeschwerden zu behandeln.
Zukunftsperspektiven
Laufende Forschung ist entscheidend, um die Pathophysiologie von PDPH besser zu verstehen, was zu neuen therapeutischen Zielen führen und die Wirksamkeit bestehender Behandlungen verbessern könnte. Intrathekale Katheter und Lokalanästhetika sind vielversprechende Alternativen zu invasiven Verfahren.
Schlussfolgerung
Die Behandlung von PDPH bleibt eine Herausforderung, entwickelt sich aber dank neuer Forschungsergebnisse weiter. EBP ist nach wie vor die wirksamste Behandlung, doch alternative Therapien und ein besseres Verständnis der Erkrankung könnten die Behandlungsergebnisse für Patienten in Zukunft verbessern.
Ausführlichere Informationen finden Sie im vollständigen Artikel in Aktuelle Meinung in der Anästhesiologie.
Thon JN, Weigand MA, Kranke P, Siegler BH. Wirksamkeit von Therapien bei postduralen Punktionskopfschmerzen. Curr Opin Anaesthesiol. 2024;37(3):219-226
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