Karotis-Ultraschall zur Vorhersage der Flüssigkeitsreaktivität bei mechanisch beatmeten Patienten
Eine genaue Beurteilung des Flüssigkeitsstatus bei intubierten, kritisch kranken Patienten ist für eine effektive Patientenbehandlung von entscheidender Bedeutung. Hypovolämie und Flüssigkeitsüberladung kann zu unerwünschten Ergebnissen führen. Die Beurteilung der Flüssigkeitsreaktivität – die Identifizierung von Patienten, die von einer Volumenverabreichung profitieren – ist in diesen Situationen von entscheidender Bedeutung. Karotis-Ultraschall hat sich als neuartige, nichtinvasive Methode zur Vorhersage der Flüssigkeitsreaktivität herausgestellt. Ziel dieser systematischen Übersicht ist es, die Literatur zur Genauigkeit von Karotis-Ultraschall bei der Vorhersage der Flüssigkeitsreaktivität bei mechanisch beatmeten Patienten zu aktualisieren.
Der Karotis-Ultraschall, auch Karotis-Duplex-Ultraschall genannt, ist eine nichtinvasive Bildgebungstechnik, die hauptsächlich zur Beurteilung der Struktur und Funktion der Halsschlagadern verwendet wird. Diese Arterien, die sich auf beiden Seiten des Halses befinden, sind lebenswichtig, da sie das Gehirn mit Blut versorgen,Hals und Gesicht. Der Karotis-Ultraschall kombiniert herkömmlichen Ultraschall mit Doppler-Ultraschall, um die Halsschlagadern sichtbar zu machen und den Blutfluss zu beurteilen.
In den letzten Jahren hat sich die Karotis-Ultraschalluntersuchung als neues Verfahren zur Beurteilung der Flüssigkeitsreaktivität bei schwerstkranken Patienten etabliert. Flüssigkeitsreaktivität bezeichnet die Fähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems eines Patienten, auf die Verabreichung von Flüssigkeit mit einer signifikanten Erhöhung des Schlagvolumens zu reagieren. Dies ist insbesondere bei der Behandlung von Patienten auf Intensivstationen oder bei größeren chirurgischen Eingriffen von Bedeutung.
Mechanismus
- Karotis-Doppler-Spitzengeschwindigkeit (CDPV): Misst die maximale Geschwindigkeit des Blutflusses durch die Halsschlagader. Veränderungen des CDPV können auf Veränderungen des Herzzeitvolumens und des Schlagvolumens als Reaktion auf die Flüssigkeitszufuhr hinweisen.
- Korrigierte Durchflusszeit (FTc): Beurteilt die Zeit, die das Blut braucht, um durch die Halsschlagader zu fließen, korrigiert um die Herzfrequenz. FTc kann Einblicke in den Füllungszustand des Herzens und die Flüssigkeitsreaktivität geben.
METAANALYSE DER AKTUELLEN LITERATUR
Parameter und Ergebnisse der Karotis-Ultraschalluntersuchung
- Gemeinsame Parameter:
- Korrigierte Durchflusszeit (FTc)
- Änderung der Karotis-Doppler-Spitzengeschwindigkeit (∆CDPV)
- Änderung des Geschwindigkeits-Zeit-Integrals der Halsschlagader (∆CAVTI)
- Häufige Messungen des Herzzeitvolumens:
- Transthorakale Echokardiographie (TTE)
- PiCCO
- Pulmonalarterienkatheter (PAC)
- FloTrac
- LiDCO
Ergebnisse der Metaanalyse
- ∆CDPV:
- Sensitivität: 0.79 (95% KI, 0.74–0.84)
- Spezifität: 0.85 (95 % KI, 0.76–0.90)
- FTc:
- Sensitivität: 0.82 (95% KI, 0.74–0.87)
- Spezifität: 0.82 (95 % KI, 0.75–0.87)
Der Einsatz von Karotis-Ultraschall, insbesondere ∆CDPV und FTc, ist vielversprechend bei der Vorhersage der Flüssigkeitsreaktivität bei mechanisch beatmeten Patienten. Die Heterogenität und Verzerrung der Studien schränken jedoch die Generalisierbarkeit dieser Ergebnisse ein. Zur Validierung dieser Parameter sind künftig qualitativ hochwertige Studien mit standardisierten Methoden erforderlich.
Weitere detaillierte Informationen finden Sie in der systematischen Übersichtsarbeit, die veröffentlicht wurde in Anästhesie & Analgesie.
Lipszyc AC, Walker SCD, Beech AP, Wilding H, Akhlaghi H. Vorhersage der Flüssigkeitsreaktivität mittels Karotis-Ultraschall bei mechanisch beatmeten Patienten: Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von Studien zur Genauigkeit diagnostischer Tests. Anästhesie & Analgesie. 2024;138(6)
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