Das Fachwissen zum Legen großlumiger IV-Katheter in akuten Situationen ist für Ärzte, Sanitäter und Pflegekräfte, die schwerkranke oder verletzte Patienten versorgen, unerlässlich. Großlumige IV-Zugänge werden häufig in der Notaufnahme, bei Traumapatienten oder im OP benötigt, wenn mit starkem Blutverlust zu rechnen ist. Die meisten Mediziner beherrschen mit der Zeit das Legen kleinlumiger IV-Zugänge. Das Legen großlumiger Katheter stellt jedoch eine größere Herausforderung dar, insbesondere bei Patienten, die große Mengen an intravenöser Flüssigkeit oder Blut zur Reanimation benötigen. Man könnte annehmen, dass das Kanülieren dieser ausgeprägten, großen Venen unkompliziert sei. Es kann jedoch eine Herausforderung sein und erfordert Geschick und Fachwissen.
Eigenschaften großer Venen
- Elastizität: Größere Venen können eine elastische Wand aufweisen, die dazu führen kann, dass sie bei Punktionsversuchen „rollen“ oder sich von der Nadel weg bewegen.
- Wandstärke: Die Wände größerer Venen sind dicker und erfordern mehr Kraft zum Durchdringen. Dadurch steigt das Risiko, dass die Vene umknickt oder durch die hintere Wand der Vene dringt.
- Umliegendes Gewebe: Um größere Venen herum kann sich mehr Fettgewebe oder Muskelgewebe befinden, wodurch sie schwerer zu erkennen und zu erreichen sind.
- Der Anflugwinkel: Der optimale Winkel zum Kanülieren größerer Venen kann sich von dem für kleinere Venen unterscheiden, sodass eine Anpassung der Technik erforderlich ist.
- Komplikationsrisiko: Bei einem fehlgeschlagenen Versuch, eine große Vene zu kanülieren, besteht ein höheres Risiko für Komplikationen wie beispielsweise die Bildung eines Hämatoms, was nachfolgende Versuche zusätzlich erschwert.
- Katheterlänge: Die typischerweise größere Länge von Kathetern mit großem Durchmesser macht die Einführtechnik und Handhabung anspruchsvoller.
Eine erfolgreiche Kanülierung, insbesondere in schwierigen Notfallsituationen, erfordert Wissen, Geschick und die richtige Technik. Hier sind einige allgemeine Strategien und Techniken, die die Erfolgsraten bei der Kanülierung großer Venen mit großlumigen IV-Kathetern verbessern können.
- Traktionstechnik: Sanfter Zug auf die Haut distal der Einstichstelle kann helfen, rollende Venen zu stabilisieren und sie straffer und leichter punktierbar zu machen. Seien Sie dabei jedoch vorsichtig: Verwenden Sie einen festen, aber sanften Zug, um eine Kompression des Venenvolumens zu vermeiden, die die Kanülierung erheblich erschwert.
Großer IV-Katheter (14G), Einführen und Technik zur Stabilisierung der Haut durch digitale Traktion vor dem Einführen des Nadelkatheters.
- Nadel mit nach oben gerichteter Abschrägung: Wenn Sie mit der Abschrägung nach oben beginnen, erleichtert dies den Veneneintritt und verringert das Risiko, die Vene zu überfliegen. Die Abschrägung nach oben hilft außerdem dabei, dass das Blut schneller in die Nadel gelangt und in die Rückflusskammer gelangt. Begründung: Ein Ansatz mit der Abschrägung nach unten kann die Abschrägung mit der Veneninnenhaut verstopfen, was zu einer verzögerten Spülung oder einem unbemerkten Durchtritt der Nadel durch die Vene führen kann.
- Seldinger-Technik: Bei schwierigen Kanülierungen kann die modifizierte Seldinger-Technik hilfreich sein, bei der zunächst ein Führungsdraht und anschließend der Katheter eingeführt wird.
Die Seldinger-Technik, bei der zunächst ein Führungsdraht und anschließend ein Katheter eingeführt werden, kann bei der Kanülierung größerer Venen hilfreich sein. A) Einführen der Nadel in die Vene. B) Einführen des Führungsdrahts. C) Entfernen der Nadel. D) Einschneiden mit einem Hautdilatator oder Skalpell (optional). E) Der Katheter wird über den Führungsdraht geschoben. F) Der Führungsdraht wird entfernt.
- Geeigneter Eintrittswinkel: In herkömmlichen Büchern über intravenöse Kanülen wird oft empfohlen, mit einem steileren Winkel in die Haut einzustechen und diesen dann nach und nach zu verflachen, je näher man der Vene kommt. Wir raten jedoch von diesem Ansatz ab. Ein steiler Winkel kann die Positionierung der Nadel erschweren, ohne sie unbeabsichtigt herauszuziehen oder die hintere (gegenüberliegende) Venenwand zu durchstoßen. Dies führt schnell zur Hämatombildung, insbesondere bei größeren Venen. Daher empfehlen wir, mit einem flachen Winkel zu beginnen, um das Risiko einer Durchstoßung der hinteren Venenwand zu verringern.
A) Wenn Sie die Vene in einem steilen Winkel einführen, kann es schwierig sein, die Nadel so zu positionieren, dass sie nicht unbeabsichtigt herausgezogen wird oder die Hinterwand durchsticht. B) Beginnen Sie mit einem flachen Winkel, um das Risiko einer Durchdringung der Hinterwand zu verringern.
- Stabilisieren Sie die Vene: Die Verwendung der nicht-dominanten Hand zur Stabilisierung der Vene verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Vene wegrollt. Vermeiden Sie Manöver, die Druck auf die Vene ausüben, da dies das Blut herausdrücken und die Kanülierung erschweren kann.
- Führen Sie kurze und kontrollierte Schnellvorlaufbewegungen durch: Wenn Sie beim Kanülieren einer Vene auf Widerstand stoßen, sind kurze, schnelle, aber kontrollierte Vorwärtsbewegungen unerlässlich. Diese Vorgehensweise, die wir als „Snake Bite“-Technik bezeichnen, erleichtert das Eindringen der Nadel durch dickwandige oder verkalkte Venen, anstatt die Vene durch ein langsames Vorgehen weggedrückt zu halten. Bedenken Sie, dass die Spitzen von Nadelkathetersystemen mit großem Durchmesser, z. B. 14G, 16G oder 18G, nicht so scharf sind wie die Spitzen von Nadeln mit kleinerem Durchmesser. Daher drücken sie die dickwandigen Venen möglicherweise von der Nadel weggedrückt, anstatt sie zu durchdringen. Das Üben der Snake Bite-Technik ist für das erfolgreiche Durchdringen der Venenwand unerlässlich. Es ist jedoch wichtig sicherzustellen, dass diese Bewegungen kurz und kontrolliert sind, um ein versehentliches Durchstechen der hinteren Venenwand zu vermeiden.
Beim Einführen eines großen Venenkatheters (z. B. 14G) ist es unbedingt erforderlich, schnelle, kurze und dennoch kontrollierte Vorwärtsbewegungen auszuführen. Dies erleichtert das Eindringen der Nadel in dickwandige oder verkalkte Venen.
- Bleiben Sie ruhig und nehmen Sie sich Zeit: Besonders in Notfällen besteht eine natürliche Tendenz zur Eile. Ruhe und methodisches Vorgehen führen jedoch zu besseren Ergebnissen bei der Venenkanülierung.
- Ultraschallführung: Die Ultraschallführung ermöglicht eine Echtzeitvisualisierung der Vene, angrenzender Strukturen und der Nadelbahn. Ultraschall kann die Erfolgsrate erhöhen und Komplikationen reduzieren. In dringenden Situationen, wie z. B. bei Traumata, ist jedoch oft die sofortige Einführung eines großlumigen Katheters unerlässlich, ohne dass der zusätzliche Zeitaufwand für die Ultraschallvorbereitung in Kauf genommen werden muss.
Wenn Sie die damit verbundenen Herausforderungen beim Einführen großlumiger IV-Katheter in größere Venen verstehen und diese Strategien anwenden, können Sie die Erfolgsraten erhöhen und mögliche Komplikationen reduzieren.







