In den letzten Jahren hat die Prävention von Herzkomplikationen bei Patienten, die sich nicht-kardialen Operationen unterziehen, an Bedeutung gewonnen. Myokardverletzung nach nichtkardialer Operation (MINS) wird heute als wesentlicher Faktor für postoperative Morbidität und Mortalität angesehen. Mit einer Inzidenzrate von bis zu 20 % hat sich MINS als stille, aber ernstzunehmende Bedrohung herausgestellt, die oft ohne offensichtliche Symptome auskommt und nur durch kardiale Biomarker wie Troponin nachweisbar ist.
Eine aktuelle, ausführliche Übersichtsarbeit von de Paula–Garcia et al. liefert wichtige Updates zu pharmakologischen Strategien für den perioperativen Kardioprotektionsschutz. Dieser News-Beitrag bietet eine umfassende Zusammenfassung aktueller Praktiken, neuer Erkenntnisse und Expertenempfehlungen.
Was ist eine Myokardverletzung nach nichtkardialer Operation (MINS)?
MINS ist definiert als isolierte postoperative Erhöhungen in kardiales Troponin (cTn) Werte innerhalb von 30 Tagen nach der Operation, typischerweise ohne die klassischen Symptome eines Myokardinfarkts (MI).
Die wichtigsten Fakten:
- Tritt bei ca. 20 % auf von nicht-kardialen chirurgischen Patienten.
- Verknüpft mit erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiale Ereignisse (MACE) und höhere 1-Jahres-Mortalität.
- Die Erkennung beruht ausschließlich auf perioperative cTn-Überwachung, da MINS klinisch oft stumm verläuft.
Verständnis der Pathophysiologie
MINS resultiert aus einer Vielzahl zugrunde liegender Auslöser, die grob in folgende Kategorien eingeteilt werden:
- Kardiale Ursachen: Herzinfarkt Typ 1 oder Typ 2, Tachyarrhythmie, akute Herzinsuffizienz.
- Extrakardiale Ursachen: Sepsis, Schlaganfall, Lungenembolie.
Implikation:
Die Behandlung muss individuell angepasst werden auf Ätiologie, da Ergebnisse und Interventionen je nach Grundursache stark variieren.
Wichtige pharmakologische Strategien zur perioperativen Kardioprotektion
1. Beta-Blocker
- Vorteile: Reduzieren Sie die Herzfrequenz, den myokardialen Sauerstoffbedarf und das MACE-Risiko.
- Risiken: Eine unsachgemäße Einleitung kann zu Hypotonie und Bradykardie führen.
- Leitlinienberatung: Weitermachen bereits vorhanden Therapie; vermeiden Neueinführung unmittelbar vor der Operation.
2. Renin-Angiotensin-System-Hemmer (RASI)
- Zuvor wurde empfohlen, die Behandlung aufgrund des Hypotonierisikos präoperativ abzubrechen.
- Neue Beweise schlägt vor Fortsetzung die nicht erhöhen postoperative Komplikationen.
- Klinische Studien (z. B. SPACE und STOP-OR-NOT) unterstützen die Neubewertung veralteter Richtlinien.
- Software Empfehlungen: Adoptiere ein personalisiert Ansatz basierend auf der Stabilität und den Komorbiditäten des Patienten.
3. Statine
- Wirkt lipidsenkend, entzündungshemmend und plaquestabilisierend.
- Dringend empfohlen perioperativ weiterführen.
- Ein Absetzen kann das Risiko erhöhen von Entzündungsreaktionen und Herzereignissen.
4. Aspirin
- Es ist wichtig, das Thromboserisiko gegenüber Blutungen abzuwägen.
- Leitlinien empfehlen Fortsetzung, wenn das Blutungsrisiko gering bis mittel ist.
- Unterstützt durch Studien, die eine Verringerung der MACE ohne signifikante Blutungen zeigen (z. B. ASPIRE- und ASSURE-DES-Studien).
Schritt für Schritt: Optimierung der pharmakologischen Therapie vor der Operation
- Bewerten Sie die kardiovaskuläre Vorgeschichte.
- Setzen Sie die Einnahme von Statinen und Betablockern fort falls bereits verschrieben.
- Bewerten Sie das Blutungsrisiko, bevor Sie mit der Aspirin-Einnahme fortfahren.
- Treffen Sie individuelle Entscheidungen zur RASI-Fortsetzung.
- Vermeiden Sie die Einnahme neuer Betablocker, es sei denn, dies ist unbedingt erforderlich..
Intraoperative Strategien: Blutdruckmanagement
- Hypotonie ist mit negativen Folgen verbunden, aber die Kausalität bleibt ungewiss.
- In mehreren Studien (z. B. POISE-3, INPRESS) wurden strenge Strategien zur Blutdruckkontrolle untersucht:
- Ergebnisse gezeigt kein signifikanter unterschied bei MACE oder Mortalität.
- Einige Beweise deuten darauf hin kontinuierliche Blutdrucküberwachung kann hypotensive Episoden reduzieren.
- Ergebnisse gezeigt kein signifikanter unterschied bei MACE oder Mortalität.
Bottom line:
- Aufrechterhaltung Hämodynamische Stabilität ist entscheidend.
- Pharmakologische Entscheidungen allein reichen nicht aus; Die Fähigkeiten des Klinikers in Bezug auf Überwachung und Intervention sind entscheidend.
Postoperative Versorgung: Ist eine Intensivierung der Behandlung sinnvoll?
- Die Beweislage hierzu ist noch in der Entwicklung.
- MANAGE-Testversion zeigten, dass Dabigatran reduzierte vaskuläre Komplikationen nach MINS, gab jedoch Anlass zu Bedenken:
- Hohe Abbruchquote
- In der Kontrollgruppe fehlte die Standardtherapie (Aspirin, Statine)
- Gemischte thrombotische Ereignistypen (arteriell + venös)
- Hohe Abbruchquote
Alternative Strategien:
- Intensivierte Betreuung mit kardiologischen Konsultationen und Medikamentenanpassungen hat einen gewissen Nutzen gezeigt.
- Aber, weitere Versuche sind nötig um diesen Ansatz zu standardisieren.
Fazit
Pharmakologische Kardioprotektion in nichtkardialen Operationen ist keine Einheitslösung. Mit der wachsenden Beweislage personalisierter, multidisziplinärer Ansatz, die Anästhesie, Kardiologie und chirurgische Expertise vereint, ist unerlässlich.
Kliniker müssen informiert bleiben, die individuellen Risiken der Patienten abwägen und sich an neue Forschungsergebnisse anpassen. Eine effektive perioperative Versorgung hängt nicht nur von den richtigen Medikamenten ab, sondern auch von die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt.
Referenz: Paula-Garcia WN et al. Pharmakologische Wirkstoffe zum perioperativen Kardioprotektionismus in der nichtkardialen Chirurgie. Aktuelle Meinung Anaesthesiol. 2025; 38: 361-368.
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