
Mehr Protein ist bei schwerkranken Patienten nicht besser
Eine kürzlich veröffentlichte wegweisende Studie The Lancet hat neue Erkenntnisse über die Auswirkungen einer proteinreichen Ernährung bei schwerkranken Patienten gebracht. Die PRECISe-Studie, eine multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie, untersuchte, ob eine höhere enterale Proteinzufuhr (2.0 g/kg pro Tag) die funktionellen Ergebnisse und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) im Vergleich zu Standard-Proteinversorgung (1.3 g/kg pro Tag).
Überraschenderweise, Patienten, die eine proteinreiche Ernährung erhielten, erging es schlechter im Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die funktionelle Erholung nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation.
Lassen Sie uns die Ergebnisse dieser Studie und ihre Bedeutung für schwerkranke Patienten näher betrachten.
Warum ist Protein bei schweren Erkrankungen wichtig?
- Patienten auf der Intensivstation leiden häufig unter Muskelschwund und -schwäche, was ihre Lebensqualität und ihre Funktionsfähigkeit nach der Entlassung erheblich beeinträchtigen kann. Es wird angenommen, dass Protein eine entscheidende Rolle spielt bei Erhalt der Muskelmasse, und einige frühere Studien deuteten darauf hin, dass eine höhere Proteinaufnahme zu besseren Genesungsergebnissen führen könnte.
- Allerdings ist die optimale Proteinzufuhr für schwerkranke Patienten bleibt ungewiss, wobei klinische Leitlinien zwischen 1.2 und 2.0 g/kg pro Tag.
Das PRECISe-Studie Ziel war es herauszufinden, ob eine Erhöhung der Proteinzufuhr bis an das obere Ende dieses Bereichs zu bessere gesundheitliche Ergebnisse.
Studiendesign
- Art der Studie: Doppelblinde, randomisierte kontrollierte Studie
- Standorte: Durchgeführt in 10 Krankenhäusern in Belgien und den Niederlanden
- Teilnehmer: 935 schwerkranke Patienten, die eine künstliche Beatmung benötigen
- Intervention:
- Gruppe mit hohem Proteingehalt: 2.0 g/kg/Tag enterales Protein
- Standardproteingruppe: 1.3 g/kg/Tag enterales Protein
- Primäres Ergebnis: EQ-5D-5L-Gesundheitsnutzen-Score (ein Maß für die gesundheitsbezogene Lebensqualität) 30, 90 und 180 Tage nach der Randomisierung
- Sekundäre Ergebnisse: Mortalität, körperliche Funktion, Dauer des Krankenhausaufenthalts und muskelbezogene Ergebnisse
Die wichtigsten Ergebnisse
1. Schlechtere Lebensqualität in der Gruppe mit hohem Proteinanteil
Patienten, die erhielten eine höhere Proteinaufnahme hatte niedrigere gesundheitsbezogene Lebensqualitätswerte während der Nachuntersuchungen nach 30, 90 und 180 Tagen. Der mittlere Unterschied betrug -0.05, was auf einen klinisch und statistisch signifikanten Rückgang der gesundheitsbezogenen Lebensqualität im Vergleich zur Standardproteingruppe hindeutet.
2. Keine Verbesserung der funktionellen Erholung
Trotz der Erwartung, dass mehr Protein die Muskelmasse erhalten würde, ergab die Studie keine signifikanten Unterschiede in Muskelkraft, Handgriffstärke oder Gehfähigkeit zwischen den beiden Gruppen.
3. Erhöhte gastrointestinale Unverträglichkeit
Patienten in der Die Gruppe mit hohem Proteingehalt hatte mehr Magen-Darm-Probleme, wie Erbrechen, Durchfall und Blähungen. Auch die Einnahme von Prokinetika (zur Verbesserung der Verdauung) war in dieser Gruppe höher.
4. Kein signifikanter Unterschied in der Sterblichkeit, aber ein besorgniserregender Trend
- Die Wahrscheinlichkeit von Die Sterblichkeit war in der Gruppe mit hohem Proteingehalt etwas höher (42%) im Vergleich zur Standardproteingruppe (38 %).
- Obwohl dieser Unterschied statistisch nicht signifikant war, wirft der Trend die Frage auf, ob eine übermäßige Proteinaufnahme bei schwerkranken Patienten unbeabsichtigte schädliche Auswirkungen haben könnte.
Was bedeutet das für die Ernährung auf der Intensivstation?
Das Die PRECISe-Studie stellt die allgemeine Annahme in Frage zur Abwicklung, Integrierung, Speicherung und Mehr Protein ist immer besser für schwerkranke Patienten. Die aktuellen klinischen Leitlinien, die eine Proteinzufuhr von bis zu 2.0 g/kg/Tag empfehlen, müssen möglicherweise neu bewertet werden.
Wichtige Erkenntnisse für Kliniker:
- Eine Standardproteinzufuhr von 1.3 g/kg/Tag erscheint ausreichend um die Genesung zu unterstützen, ohne die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu verschlechtern.
- Eine höhere Proteinzufuhr verbessert nicht die Muskelkraft oder funktionelle Wiederherstellung.
- Bei einer Ernährung mit hohem Proteingehalt treten häufiger gastrointestinale Komplikationen auf, die die Genesung des Patienten beeinträchtigen können.
- Ein personalisierter Ansatz zur Proteinversorgung ist erforderlich, wobei Faktoren wie die Krankengeschichte des Patienten, sein Ernährungszustand und seine Fähigkeit, enterale Ernährung zu tolerieren, berücksichtigt werden.
Abschließende Gedanken
Das PRECISe-Studie ist eine Game-Changer in der Ernährungsforschung auf Intensivstationen. Es liefert starke Beweise dafür, dass eine proteinreiche enterale Ernährung (2.0 g/kg/Tag) weder die funktionelle Genesung noch die Lebensqualität verbessert – und für schwerkranke Patienten sogar schädlich sein kann.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung individualisierter Ernährungsstrategien anstatt eines Einheitsansatzes.
Kliniker und Forscher müssen weiter untersuchen wie man optimiert Ernährung auf der Intensivstation, wobei der Proteinbedarf mit der Toleranz des Patienten und den langfristigen Genesungszielen in Einklang gebracht wird.
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