Mechanische Beatmung und pädiatrisches Hirnrisiko - NYSORA

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Mechanische Beatmung und pädiatrisches Hirnrisiko

Mechanische Beatmung und pädiatrisches Hirnrisiko

Eine umfassende Studie von Isik et al., veröffentlicht in der British Journal of Anaesthesia (2025), hat überzeugende Beweise dafür erbracht, dass bei Kindern, die während chirurgischer Aufnahmen eine invasive mechanische Beatmung (IMV) benötigen, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ein deutlich erhöhtes Risiko besteht, neurologische Entwicklungs- und Verhaltensstörungen (NDBDs) zu entwickeln.

Durchgeführt von einem Team der Columbia University und basierend auf einer umfassenden Medicaid-Datenbank von pädiatrische PatientenDiese Studie beleuchtet die langfristigen Folgen lebensrettender Eingriffe auf der pädiatrischen Intensivstation (PICU) für die psychische Gesundheit.

Warum diese Studie wichtig ist

Kinder, die auf die Intensivstation eingeliefert werden, werden häufig künstlich beatmet, um kritische Atemprobleme zu behandeln. Obwohl dieser Eingriff überlebenswichtig ist, wachsen die Bedenken hinsichtlich seiner langfristigen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung.

Schlüssel-Höhepunkte:

 

  • Bei Kindern, die während der chirurgischen Aufnahme eine IMV erhielten, war das Risiko, nach der Entlassung mit NDBDs diagnostiziert zu werden, um 91 % höher.
  • Kinder über 96 Stunden beatmet vor dem 302% Zunahme in Gefahr.
  • Nur die IMV-Gruppe zeigte erhöhte Psychopharmaka nach der Entlassung verwenden.
  • Kinder auf der Intensivstation ohne IMV und die in Intermediate Care Units (IMCU) zeigten keine signifikante Risikoerhöhung.
Was hat die Studie gefunden?
Neurologische Entwicklungs- und Verhaltensstörungen (NDBDs)

Dazu gehörten:

  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  • Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
  • Sprach- und Sprachstörungen
  • Geistige Behinderungen
  • Angst- und Stimmungsstörungen
Statistische Ergebnisse:

Kinder, die auf der pädiatrischen Intensivstation (PICU) aufgenommen wurden und eine invasive mechanische Beatmung (IMV) benötigten, hatten nach der Entlassung ein um 91 % höheres Risiko, neurologische Entwicklungs- und Verhaltensstörungen zu entwickeln, als Kinder, die auf der allgemeinen Krankenhausstation aufgenommen wurden. Dieser Zusammenhang war statistisch signifikant.

Im Gegensatz dazu wurden Kinder auf der Intensivstation aufgenommen, die nicht erfordern IMV hatte nur eine 12% erhöhtes Risikound dieses Ergebnis war nicht statistisch signifikant.

Kinder, die in der Intermediate Care Unit (IMCU) behandelt wurden, hatten tatsächlich eine 12 % geringeres Risiko im Vergleich zur allgemeinen Stationsgruppe, aber dieser Unterschied war auch nicht statistisch signifikant.

Bei der Betrachtung der Beatmungsdauer:

  • Kinder, die künstlich beatmet wurden für mehr als 96 Stunden hatte ein 202% erhöhtes Risiko der Entwicklung neurologischer Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen. Dieser Befund war hoch signifikant.
  • Die Beatmungsgeräte für weniger als 96 Stunden hatte ein 32% erhöhtes Risiko, aber das war nicht statistisch signifikant.
Einnahme von Psychopharmaka

Kinder, die IMV erhielten, waren außerdem:

  • 3.2 mal wahrscheinlicher eine langfristige psychiatrische Medikation erforderlich machen.
  • Dieser Trend blieb bedeutend auch nach Ausschluss von Antiepileptika.
Auswirkungen auf die reale Welt

Kinder, die einer längeren IMV ausgesetzt sind, können:

  • Kämpfe mit Sprache und Motorik.
  • Entwickle Aufmerksamkeits- und Lernprobleme in der Schule.
  • Erfordern fortlaufende psychiatrische Versorgung.
Warum könnte IMV diese Risiken erhöhen?
Mögliche Mechanismen:
  • Hypoxie und Ischämie: Sauerstoffmangel kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen.
  • Entzündung: Eine systemische Entzündung während einer schweren Erkrankung kann die Nervenbahnen beeinträchtigen.
  • Beruhigungsmittel und Analgetika: Diese Medikamente können die synaptische Entwicklung stören.
  • Delirium: Delirium kommt auf Intensivstationen häufig vor und wird mit langfristigen kognitiven Defiziten in Verbindung gebracht.
  • Unbeweglichkeit: Längere Bettruhe kann die sensorische und motorische Entwicklung einschränken.

Diese Faktoren können synergetisch wirken, insbesondere während anfälliger Entwicklungsphasen.

Fazit

Obwohl die IMV ein unverzichtbares Instrument in der Kinderchirurgie ist, unterstreicht diese Studie die dringende Notwendigkeit, ihre potenziellen Langzeitfolgen zu berücksichtigen. Die Ergebnisse sprechen für die Integration der Entwicklungsnachsorge in die Routineversorgung dieser gefährdeten Patienten und plädieren dafür, die IMV-Dauer möglichst zu minimieren.

Durch ein gesteigertes Bewusstsein und proaktives Management können wir nicht nur die Überlebenschancen, sondern auch die Lebensqualität von Kindern verbessern, die sich von einer Intensivbehandlung erholen.

Referenz: Isik OG et al. Neurologische Entwicklungs- und Verhaltensstörungen nach perioperativer invasiver mechanischer Beatmung bei chirurgischen Eingriffen bei Kindern. Br J Anaesth. 2025; 134: 1440-1449.

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