Hyperkaliämie, eine potenziell tödliche Elektrolytstörung mit erhöhten Kaliumspiegeln im Serum, stellt in der klinischen Praxis weiterhin eine große Herausforderung dar. Eine kürzlich veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse (Jessen et al., 2025) untersuchte die Wirksamkeit verschiedener pharmakologischer Interventionen bei akuter Hyperkaliämie, einschließlich Fällen mit und ohne Herzstillstand, eingehend. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse zu optimalen Behandlungsstrategien und werfen Fragen zu einigen langjährigen klinischen Praktiken auf.
Was ist Hyperkaliämie?
- Definition:
- Erwachsene: Serumkalium ≥ 6.5 mmol/l (schwere Hyperkaliämie)
- Neugeborene/Frühgeborene: Serumkalium ≥ 6.0–6.5 mmol/l
- Normalbereich: 3.5 – 5.0 mmol/l
- Risiken: Eine schwere Hyperkaliämie kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und einen plötzlichen Herztod verursachen.
Wirksame pharmakologische Interventionen
1. Insulin mit Glukose/Dextrose
- Mechanismus: Erleichtert die transzelluläre Verschiebung von Kalium in die Zellen.
- Erwachsene Bevölkerung:
- 10 Einheiten Insulin + Glukose reduzierten Kalium durch 0.7 - 1.4 mmol / l innerhalb von 60 Minuten.
- Ergebnis der Metaanalyse: Durchschnittliche Kaliumreduktion von 0.7 mmol / L.
- Neugeborenen-/Kinderpopulation: Gewichtsbasierte Ansätze zeigten unterschiedliche Ergebnisse.
2. Beta2-Agonisten (Salbutamol/Albuterol)
- Inhalatives Salbutamol:
- Erwachsene:
- Dosierung: 10–20 mg inhaliert
- Kaliumreduktion: −0.9 mmol/l
- Neugeborene/Pädiatrie:
- 400 µg inhaliertes Salbutamol reduzierten den Kaliumspiegel um −0.9 mmol/l.
- Intravenöses Salbutamol:
- Erwachsene:
- 0.5 mg Salbutamol i.v. (gelöst in Glucose): −1.0 mmol/l Kaliumreduktion.
- Die Kombination von intravenösem Salbutamol mit Insulin + Glukose führte zu −1.2 mmol/l die Ermäßigung.
- Neugeborene/Pädiatrie:
- 4–5 µg/kg i.v. Salbutamol reduzierte den Kaliumspiegel um −1.0 mmol/l.
3. Kombinationstherapien
- Insulin + intravenös verabreichtes Salbutamol (0.5 mg) + Glukose:
- Besser als Insulin allein.
- Kaliumreduktion: Bis zu −1.2 mmol/l innerhalb von 60 Minuten.
Ineffektive oder unsichere Interventionen
1. Bikarbonat
- Fünf Studien an Erwachsenen zeigten keine signifikante Kaliumreduktion (mittlere Veränderung: −0.1 mmol/l).
2. Calcium (Calciumchlorid/Gluconat)
- Keine Belege für den klinischen Nutzen bei der Behandlung von Hyperkaliämie.
- Einige Beobachtungsstudien deuten auf mögliche schlechtere Ergebnisse bei Herzstillstand, aber die Ergebnisse bergen ein hohes Risiko der Verzerrung.
- Wird traditionell zur Stabilisierung von Myokardzellen verwendet, es fehlen jedoch konkrete Belege für eine Verbesserung der Überlebenschancen.
Akute Behandlung von Hyperkaliämie (ohne Herzstillstand)
Fazit
Während Insulin in Kombination mit Glukose und Beta2-Agonisten weiterhin der Eckpfeiler der Behandlung akuter Hyperkaliämie ist, muss die routinemäßige Anwendung von Kalzium oder Bikarbonat möglicherweise neu bewertet werden. Zukünftige, hochwertige randomisierte Studien mit Fokus auf patientenzentrierte Ergebnisse, insbesondere bei Herzstillstand und im pädiatrischen Bereich, sind dringend erforderlich, um die Behandlungsrichtlinien weiter zu verfeinern.
Referenz: Jessen MK, Andersen LW, Djakow J, et al. Pharmakologische Interventionen zur Akutbehandlung von Hyperkaliämie: Eine systematische Übersicht und Metaanalyse. Reanimation. 2025; 208: 110489
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Wir haben den Case Manager der Anesthesia Assistant App gefragt:
Wir haben einen 68-jährigen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung. Der Patient weist einen Kaliumwert von 6.8 mmol/l, ein breites QRS-Komplex im EKG und eine grenzwertige Hypotonie auf.