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Mehr Sicherheit in der neuroaxialen Anästhesie: Pathologien verstehen und Entscheidungsfindung verbessern

28. Januar 2025

Die Anwendung von Spinalanästhesie und Analgesieverfahren, einschließlich Epidural- und Subarachnoidalverfahren, ist ein wesentlicher Bestandteil der modernen medizinischen Praxis. Allerdings werden diese Verfahren häufig ohne bildgebende Verfahren durchgeführt, was zu erheblichen Risiken führen kann, insbesondere bei Patienten mit zugrunde liegenden neuroaxialen Pathologien. Eine aktuelle Studie von Avellanal et al. 2024 betont die Notwendigkeit gründlicher präoperativer Untersuchungen zur Minderung potenzieller Komplikationen, insbesondere bei Patienten mit prädisponierenden Wirbelsäulenerkrankungen.

Wichtige Pathologien, die die neuroaxiale Anästhesie beeinflussen

  1. Lumbale Spinalkanalstenose (LSS):
    • Betrifft bis zu 19 % der über 60-Jährigen.
    • Gekennzeichnet durch den verringerten Platz im Wirbelkanal, was zu Schmerzen und potenziellen Problemen bei der Anästhesie führt.
    • Klinische Implikationen:
      • Schwierigkeiten bei der Verbreitung des Narkosemittels.
      • Risiko einer traumatischen Wurzelverletzung oder lateralisierten Blockaden.
    • Empfehlungen:
      • Führen Sie bei Hochrisikopatienten MRT- oder CT-Scans durch.
      • Vermeiden Sie neuroaxiale Eingriffe auf schwerem Stenosenniveau, es sei denn, dies wird durch bildgebende Verfahren unterstützt.
  2. Liquorfistel und Pseudomeningozele:
    • Entstehen typischerweise durch Durarisse, oft postoperativ.
    • Es kann sich als haltungsbedingter Kopfschmerz äußern oder asymptomatisch bleiben.
    • Klinische Empfehlungen:
      • Screening mit Bildgebung für Patienten mit chirurgischer Vorgeschichte.
      • Vermeiden Sie neuroaxiale Techniken auf den betroffenen Ebenen, um ein erneutes Öffnen von Durarissen zu verhindern.
  3. Facettenzysten:
    • Synovialzysten kommen üblicherweise auf der Ebene L4-L5 vor.
    • Es kann den Fluss des Anästhetikums behindern oder versehentlich durchstochen werden.
    • Richtlinien:
      • Identifizieren Sie das Vorhandensein von Zysten durch Bildgebung.
      • Stellen Sie alternative Vorgehensweisen sicher oder passen Sie die Techniken entsprechend an.
  4. Arachnoidalzysten:
    • Selten, aber schwerwiegend, oft angeboren oder postoperativ.
    • Absolute Kontraindikation für eine Spinalanästhesie.
    • Aktionspunkte:
      • Untersuchen Sie Patienten mit einer Vorgeschichte neurologischer Symptome oder Operationen.
      • Nutzen Sie bildgebende Verfahren zur Erkennung und Beurteilung der Zystenauswirkungen.
  5. Muskelansammlungen, Serome und Hämatome:
    • Serome kommen häufig nach Operationen vor und können unentdeckt bleiben.
    • Management:
      • Präoperative Bildgebung zum Erkennen von Sammlungen.
      • Gehen Sie beim Einführen der Nadel vorsichtig vor, um ein Durchstechen von Seromen zu vermeiden.
  6. Scheibenprofile:
    • Große Hernien können die Anatomie der Wirbelsäule deformieren und Eingriffe erschweren.
    • Schritte zur Risikominderung:
      • MRT-Screening bei aktuellen oder starken Rückenschmerzen.
      • Vermeiden Sie neuroaxiale Blockaden in Fällen mit erheblicher Duraverschiebung.

Empfehlungen zur präoperativen Evaluation

  1. Umfassende Beurteilungen:
    • Beziehen Sie bei Verdachtsfällen die Patientengeschichte, eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren (MRT oder CT) mit ein.
    • Integrieren Sie validierte Tools zum Screening auf Erkrankungen wie LSS.
  2. Risiko-Nutzen-Analyse:
    • Wenn neuroaxiale Eingriffe erhebliche Risiken bergen, sollten alternative Techniken bevorzugt werden.
    • Reduzieren Sie die Anästhesiedosis, um Neurotoxizität und Komplikationen zu minimieren.
  3. Bildintegration:
    • Verwenden Sie Röntgen, Ultraschall oder Fluoroskopie für gesteuerte Verfahren, insbesondere in schwierigen Fällen.

Schlussfolgerung

Die Komplexität der Wirbelsäulenpathologie erfordert eine Umstellung der klinischen Praxis auf gründliche Untersuchungen vor neuroaxialen Eingriffen. Durch den Einsatz moderner Bildgebung und einen vorsichtigen Ansatz können medizinische Fachkräfte die Patientenergebnisse verbessern und die Morbiditätsrisiken. Dieser Paradigmenwechsel gewährleistet nicht nur die Patientensicherheit, sondern optimiert auch die Wirksamkeit regionaler Anästhesietechniken.

Ausführlichere Informationen finden Sie im vollständigen Artikel in Regionalanästhesie & Schmerzmedizin.

Avellanal M, Riquelme I, Ferreiro A, et al. Neuroaxiale Pathologie und Regionalanästhesie: ein Leitfaden zur Entscheidungsfindung. Regional Anesthesia & Pain Medicine 2024;49:832-839.

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