
Ist eine Vollnarkose mit einem langfristigen kognitiven Abbau verbunden?
Eine neue prospektive Kohortenstudie, veröffentlicht in Europäische Zeitschrift für Anästhesiologie (2025) wirft wichtiges Licht auf ein lange diskutiertes Thema: Kann eine Vollnarkose zu einem kognitiven Abbau im späteren Leben beitragen? Die Maastricht Aging Study (MAAS) liefert überzeugende Beweise dafür, dass die Antwort „Ja“ lauten könnte, insbesondere in Kombination mit dem Alter und systemischen Gesundheitsproblemen.
Hintergrund
Der kognitive Abbau ist ein bekanntes Phänomen im Zusammenhang mit dem Alter. Es gibt jedoch wachsende Bedenken, dass Exposition gegenüber einer Operation unter Vollnarkose (GA) könnte diesen Prozess beschleunigen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, die sich mehreren Eingriffen unterziehen müssen.
- Perioperative neurokognitive Störungen (PND) betrifft bis zu 63 % der chirurgischen Patienten.
- Frühere Studien kamen zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen, was teilweise auf kurze Nachbeobachtungen oder das Fehlen einer detaillierten Expositionsbewertung zurückzuführen war.
- Die MAAS-Studie bietet eine 12-jährige Längsschnittansicht mit über 1,800 Teilnehmern, die nuancierte Veränderungen der kognitiven Leistung erfassen.
Bewertete kognitive Domänen
Die Studie verwendete validierte Tests zur Bewertung der Leistung in folgenden Bereichen:
- Exekutive Funktion: Konzeptverschiebungstest (CST)
- Verbales Gedächtnis: Visuell-verbaler Lerntest (VVLT)
- Selektive Aufmerksamkeit und mentale Geschwindigkeit: Stroop-Farbworttest
- Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung: Buchstaben-Ziffern-Substitutionstest (LDST)
Die wichtigsten Ergebnisse
Kognitiver Rückgang im Zusammenhang mit GA-Exposition
Eine erhöhte Zeit unter Vollnarkose zu Beginn korrelierte mit einer statistisch signifikanter Rückgang in drei von vier kognitiven Bereichen:
- Exekutive Funktion (CST): Langsamere Aufgabenerledigung
- Wahlfach (Stroop): Größere Störeffekte
- Informationsverarbeitung (LDST): Weniger richtige Antworten
Das verbale Gedächtnis wurde durch die Narkose allein nicht signifikant beeinträchtigt.
Einflussfaktoren
Auch andere Variablen spielten eine wichtige Rolle bei den kognitiven Ergebnissen:
- Alter: Bei älteren Personen war der Rückgang stärker ausgeprägt.
- Ausbildung: Eine höhere Bildung schien schützend zu sein.
- Gesundheitsbedingungen:
- Hypertonie
- Diabetes
- Geschichte des Rauchens
- Hypercholesterinämie
Auswirkungen für Patienten und Leistungserbringer
- Präoperative Beurteilung sollte Diskussionen über kognitive Risiken beinhalten, insbesondere bei älteren Erwachsenen.
- Postoperative kognitive Überwachung kann helfen, frühe Anzeichen eines Rückgangs zu erkennen.
- Geht davon minimalinvasive oder regionale Techniken wenn klinisch angemessen.
- Lebensstilinterventionen– Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin – bleiben für die Gesundheit des Gehirns von entscheidender Bedeutung.
Fazit
Diese 12-jährige Studie liefert solide Beweise dafür, dass Eine längere Exposition gegenüber Vollnarkose kann unabhängig davon zu einem langfristigen kognitiven Abbau beitragen, wenn auch in geringerem Maße als Alterung und Komorbiditäten. Mit der Alterung der Bevölkerung und dem steigenden Bedarf an chirurgischen Eingriffen, Früherkennung, Präventionsstrategien und interdisziplinäre Betreuung sind für die Erhaltung der kognitiven Gesundheit von entscheidender Bedeutung.
Referenz: Pennings CH. et al., Eur J Anästhesiol. 2025;42(5):468-477.
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