Chronische Rückenschmerzen (CLBP) sind nach wie vor eine weit verbreitete und oft lähmende Erkrankung, die Millionen Menschen weltweit betrifft. Trotz vielfältiger Behandlungsmöglichkeiten kämpfen viele Patienten weiterhin mit anhaltenden Schmerzen, eingeschränkter Funktionalität und starker Abhängigkeit von OpioideBei der lumbalen Facettengelenksarthropathie, einer der Hauptursachen für CLBP, gab es vielversprechende therapeutische Interventionen mit Radiofrequenzablation (RFA). Bis vor kurzem war jedoch unklar, welche Temperatur für eine anhaltende Linderung durch RFA optimal ist.
Eine neue randomisierte, doppelblinde klinische Studie unter der Leitung von Forschern der Cleveland Clinic wirft wichtige Erkenntnisse zu diesem Thema. Durch den Vergleich der Ergebnisse einer RFA bei 80 °C und 90 °C liefert die Studie überzeugende Beweise dafür, dass höhere Temperaturen eine länger anhaltende Schmerzlinderung ohne zusätzliche Risiken bewirken. Diese Entdeckung könnte die Zukunft der interventionellen Wirbelsäulenmedizin beeinflussen.
Was sind lumbale facetogene Rückenschmerzen?
Lumbale Facettengelenkschmerzen entstehen in den Facettengelenken, kleinen stabilisierenden Gelenken im hinteren Bereich der Wirbelsäule. Diese Gelenke können mit der Zeit oder durch Verletzungen degenerieren, was zu Entzündungen, Gelenkfunktionsstörungen und Schmerzen führt. Der Zustand ist:
- Häufig bei Erwachsenen über 50
- Verbunden mit längerem Stehen oder einer Wirbelsäulenstreckung
Häufig lokalisiert, ohne ins Bein auszustrahlen
Radiofrequenzablation (RFA) verstehen
RFA ist ein minimalinvasiver ambulanter Eingriff, der auf schmerzleitende Nerven abzielt. Unter Röntgenkontrolle wird eine Radiofrequenzsonde eingeführt, um die medialen Nervenäste kontrolliert mit Wärmeenergie zu behandeln und so ihre Fähigkeit zur Schmerzübertragung zu unterbrechen.
Hauptziele der RFA:
- Reduzieren Sie die Schmerzintensität
- Verbessern Sie Mobilität und Funktion
- Minimieren Sie den Bedarf an Opioiden
Historisch variierten die Temperaturen für die RFA zwischen 70 °C und 90 °C, ohne dass ein Konsens über die effektivste Einstellung bestand. Diese Studie schließt eine kritische Wissenslücke durch einen direkten Vergleich der Ergebnisse bei 80 °C und 90 °C.
Studienmethodik und Patientenprofil
An der Studie nahmen 144 Patienten mit einseitigem CLBP aufgrund einer bestätigten lumbalen Facettengelenksarthropathie teil.
Einschlusskriterien:
- Erwachsene ab 18 Jahren
- Schmerzen von >6 Monaten Dauer
- Positive Reaktion auf zwei Diagnose mediale Zweigblöcke (≥75 % Schmerzlinderung)
- Fehlgeschlagene konservative Therapie (z. B. Medikamente, Physiotherapie)
Ausschlusskriterien:
- Bilaterale Rückenschmerzen oder Radikulopathie
- Vorherige Operation auf behandeltem Niveau
- BMI >35 kg/m²
- Aktive Infektionen oder Blutungsstörungen
Highlights des Studiendesigns:
- Doppelblind: Weder der Patient noch der Arzt kannten die verwendete Temperatur
- Randomisierung: Gleiche Aufteilung auf 80°C- und 90°C-RFA-Gruppen
- Einheitliches Protokoll: Standardisierter Nadeltyp (20G, 10 mm), Dauer (90 Sekunden) und Ansatz
Outcome Maßnahmen
Die Forscher beurteilten die Ergebnisse 1, 3, 6 und 12 Monate nach dem Eingriff anhand von:
- Visuelle Analogskala (VAS) für Schmerzen
- Schmerzbehinderungsindex (PDI)
- Beck Depressions Inventar (BDI)
- Patientenzufriedenheitswerte
- Opioidkonsum
- Zeit zur Wiederholung der RFA
Wichtigste Ergebnisse und Interpretation
1. Schmerzlinderung
In beiden Gruppen kam es zu signifikanten Reduktionen der VAS-Werte. Die 90°C-Gruppe zeigte jedoch:
- Größere Schmerzlinderung nach 3, 6 und 12 Monaten
- Mittlere VAS-Änderung nach 6 Monaten: 25 % (90 °C) vs. 14 % (80 °C)
2. Dauer der Erleichterung
Das herausragende Ergebnis war die längere mittlere Dauer, bevor eine erneute RFA erforderlich wurde:
- 217 Tage (90°C)
- 112 Tage (80°C)
- Statistisch signifikant (p<0.04)
3. Funktionsverbesserung
Die selbstberichtete Funktion war bei allen Nachuntersuchungen in der 90°C-Gruppe signifikant besser:
- Nach 6 Monaten: 72 % (90 °C) vs. 45 % (80 °C)
- Verbesserte Patientenzufriedenheit: 90 % nach 12 Monaten gegenüber 55 % (p=0.007)
4. Opioidkonsum und Stimmungsschwankungen
Beide Gruppen reduzierten ihren Opioidkonsum ohne signifikante Unterschiede. Die Depressionswerte blieben stabil.
5. Sicherheit und Nebenwirkungen
- Keine ernsthaften Komplikationen
- Taubheitsgefühle traten häufiger in der 80°C-Gruppe auf (23 % vs. 7 %, p=0.007)
- Vorübergehende Beschwerden an der Einstichstelle bei insgesamt 36 % der Patienten
Wissenschaftliche Begründung für Temperaturunterschiede
Warum führt eine Temperatur von 90 °C zu besseren Ergebnissen? Höhere Temperaturen führen zu:
- Größere Läsionen: Es ist wahrscheinlicher, dass alle Nervenäste erfasst werden
- Erhöhte Energieübertragung: Größere Nervenstörungen
Eine Temperatur über 90 °C kann jedoch zu Gewebeverkohlung, erhöhter Impedanz und einer begrenzten Läsionsgröße führen. Daher scheinen 90 °C die obere effektive Schwelle zu sein, ohne dass Komplikationen wie Verbrennungen oder Nervenverletzungen riskiert werden.
6 Schritte für die RFA des medialen lumbalen Astes
- Erstbewertung: Anamnese, körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren
- Diagnostischer medialer Zweigblock: Zwei Blöcke bestätigen eine Entlastung von über 75 %
- Berechtigung ermitteln: Beidseitige Schmerzen, vorherige Operationen oder Kontraindikationen ausschließen
- Planen Sie den Vorgang: Typischerweise ambulant mit leichter Sedierung
- Abtragung:
- Fluoroskopische Nadelführung
- Gezielte Nervenerwärmung für 90 Sekunden
- Nachverfolgen: Überwachen Sie Schmerzen, Funktion und die Notwendigkeit einer wiederholten RFA
Was bedeutet das für Patienten und Leistungserbringer?
Für Patienten:
- Informiertere Entscheidungen bezüglich ihrer RFA-Behandlung
- Höhere Chancen auf längere Linderung ohne zusätzliche Risiken
Für Schmerzspezialisten:
- Mögliche Aktualisierungen der Richtlinien, die 90 °C als Standard empfehlen
- Betont die Bedeutung der Verfahrenspräzision und der Temperatureinstellung
Für politische Entscheidungsträger und Versicherer:
- Begründung für die Unterstützung der etwas ressourcenintensiveren 90°C RFA
- Potenzial für verbesserte Ergebnisse und weniger Wiederholungseingriffe
Abschließende Gedanken
Diese Studie liefert einen wichtigen Beitrag zum sich entwickelnden Puzzle der interventionellen Schmerzbehandlung. Die RFA ist seit langem eine zentrale Therapie bei lumbalen Facettenschmerzen, doch diese Studie zeigt, dass selbst geringfügige Anpassungen, wie die Erhöhung der Ablationstemperatur, erhebliche klinische Auswirkungen haben können.
Key zum Mitnehmen: Während sowohl 80 °C als auch 90 °C RFA eine bedeutende Linderung verschaffen, bietet 90 °C eine bessere, länger anhaltende Wirkung ohne zusätzliche Sicherheitsbedenken.
Weitere Informationen finden Sie im vollständigen Artikel in RAPM.
Mekhail N, Costandi S, Armanyous S, et al. Einfluss der Temperatur auf das Ausmaß und die Dauer der Linderung nach lumbalen Facetten medialer Nervenäste Radiofrequenzablation: eine randomisierte DoppelblindstudieRegional Anesthesia & Pain Medicine 2025;50:331-338.
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