Beeinflusst eine Anästhesie das Wiederauftreten von Krebs? - NYSORA

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Hat eine Anästhesie Auswirkungen auf das Wiederauftreten von Krebs?

Hat eine Anästhesie Auswirkungen auf das Wiederauftreten von Krebs?

In der sich ständig weiterentwickelnden Krebsbehandlung hat die Rolle der Anästhesie bei Krebsoperationen erhebliche wissenschaftliche Aufmerksamkeit erregt. Könnte die Wahl der Anästhesietechnik das Krebsrezidiv und die Überlebensraten beeinflussen? Eine Studie von Dr. Mohd S. Ramly und Dr. Donal J. Buggy aus dem Jahr 2025 bietet die neuesten Erkenntnisse zu dieser wichtigen Frage.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Das "Saatgut und ErdeDie Hypothese aus dem Jahr 1889 ist nach wie vor zentral: Krebszellen („Samen“) metastasieren, wenn die Umgebung des Körpers („Boden“) empfänglich dafür ist. Operationen können die Ausbreitung von Krebs unbeabsichtigt fördern durch:

  • Stressbedingte Immunsuppression
  • Entzündungsreaktionen stimulieren das restliche Tumorwachstum
  • Bildung unterstützender metastatischer Nischen

Anästhetika könnte diese biologischen Prozesse durch Modulation der Immunität, Entzündung und zellulären Signalgebung beeinflussen.

Anästhesiemethoden untersucht
1. Propofol totale intravenöse Anästhesie (TIVA) vs. volatile Anästhesie
Laborbefunde:
  • Propofol reduziert Angiogenese und Entzündung.
  • Flüchtige Wirkstoffe wie Sevofluran können über Hypoxiewege die Vermehrung von Krebszellen fördern.
Klinischer Befund:
  • Große Studien zu Brust-, Magen-Darm- und Dickdarmkrebs zeigen kein signifikanter unterschied bei Krebsrezidiven oder Überleben zwischen Propofol und volatiler Anästhesie.
  • Laufende Studien wie GA-CARES diese Frage weiter zu untersuchen.
2. Regionalanästhesie und neuroaxiale Blockaden
Hypothetische Vorteile:
  • Abstumpfung der chirurgische Stressreaktion.
  • Reduzierung des Opioidbedarfs.
  • Die Erhaltung natürliche Killerzelle (NK-Zelle) Funktion.
Reality-Check:
  • Große Studien zeigen kein Unterschied bei Krebsergebnissen zwischen Vollnarkose mit oder ohne neuroaxiale Techniken.
3. Intravenöses Lidocain
  • Früh retrospektive Daten deutete auf eine verbesserte Überlebenschance hin.
  • Eine kürzlich durchgeführte randomisierte kontrollierte Studie an Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ergab jedoch neutrale Effekte auf Rezidiv und Überleben.
  • Peritumorale Infiltration während einer Brustkrebsoperation zeigt vielversprechende Ergebnisse mit reduziertem lokalen Rezidiv und verbesserter Überlebenschance.
Andere untersuchte perioperative Wirkstoffe
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs)
  • Epidemiologische Studien deuten auf einen potenziellen Nutzen hin, insbesondere für Darm- und Brustkrebs.
  • RCTs mit Langzeitbehandlung mit Celecoxib zeigten kein Überlebensvorteil.
  • Die routinemäßige perioperative Anwendung von NSAR wird derzeit aus onkologischen Gründen nicht empfohlen.
Opioide
  • Opioide können immunsuppressiv or pro-tumor Effekte.
  • Unterschiede in der Genexpression in Tumoren können diese Effekte modulieren.
  • Aktuelle Erkenntnisse empfehlen den Einsatz von Opioiden auf der Grundlage von analgetischen Bedarf, keine onkologischen Bedenken.
Ketamin, Dexamethason, Alpha-2-Agonisten, Paracetamol
  • Daten sind nicht schlüssig oder gemischt.
  • Diese Medikamente sollten weiterhin angewendet werden basierend auf klinischen Standardindikationen.
Zukünftige Richtungen
  • Epigenetik und Tumorgenomik kann personalisierte Anästhesiestrategien ermöglichen.
  • Es bedarf größerer, multizentrischer randomisierter kontrollierter Studien, insbesondere außerhalb von Brust- und Dickdarmkrebs.
  • Laufende Versuche wie GA-CARES und CAN-Colorectal können eine definitive Orientierung bieten.
Fazit

Trotz anfänglicher Hoffnungen konnte keine Anästhesie oder Analgesie (außer möglicherweise peritumorales Lidocain bei Brustkrebs) hat gezeigt, definitiver Nutzen auf langfristige Krebsergebnisse. Bei Anästhesieentscheidungen sollten derzeit die Patientensicherheit, der Komfort und die Qualität der Genesung im Mittelpunkt stehen, nicht unbewiesene onkologische Auswirkungen.

Während die Forschung weitergeht, personalisierte Onkoanästhesie Eine auf das genetische Profil eines Patienten zugeschnittene Lösung kommt der Realität schon näher.

Referenz: Ramly MS et al. Anästhesietechniken und Krebsergebnisse: Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Anesth Analg. April; 140: S. 768–777. 

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