Lernziele
- Beschreiben Sie die Ursachen und Symptome der myotonen Dystrophie
- Myotone Dystrophie diagnostizieren und behandeln
- Verwalten Sie Patienten mit Myotoner Dystrophie, die sich zur Operation vorstellen
Hintergrund
- Myotone Dystrophie (DM) ist eine autosomal dominante Erkrankung, die durch Muskeldystrophie gekennzeichnet ist, die im frühen Erwachsenenalter beginnt
- Myotone Dystrophie Typ I (DM1, Morbus Steinert) und Typ II (DM2, proximale myotone Myopathie, mildere Form von Typ I)
- Multisystemstörung, die somatische und glatte Muskulatur sowie das ophthalmologische, kardiovaskuläre, endokrine und zentrale Nervensystem betrifft
Ätiologie
- Genetische Störung, die durch eine Erweiterung von DNA-Tandem-Wiederholungen verursacht wird, was zu einer RNA-Funktionsgewinn-Mutation führt
- DM1 wird durch eine Erweiterung einer CTG-Wiederholung in der 3'-untranslatierten Region des DM1-Proteinkinase-Gens verursacht
- DM2 wird durch die Erweiterung einer CCTG-Wiederholung im Intron des Zinkfinger-Nucleinsäure-bindenden Proteingens vom CCHC-Typ verursacht
- DM ist die häufigste Muskeldystrophie in der europäischen Bevölkerung
- DM1 ist häufiger als DM2
Anzeichen und Symptome
- Kann von potenziell tödlich im Säuglingsalter bis zu mild im späten Erwachsenenalter reichen
- DM1 wird in drei Typen eingeteilt:
- Angeborene myotone Dystrophie
- Fetale Beteiligung der Muskulatur und des Zentralnervensystems
- Bewegungseinschränkungen des Fötus und Polyhydramnion
- Equinovarus und Ventrikulomegalie im fetalen Ultraschall
- Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen ~18 %
- Kindheit/Erwachsenenalter: Charakteristisches Zeltbild der Oberlippe, das aus fazialer Diplegie, ausgeprägter Dysarthrie, expressiver Aphasie, Muskelhypotonie und Myotonie resultiert
- Häufige Beteiligung der Atemwege
- Leichte myotone Dystrophie
- Leichte Muskelschwäche, Myotonie und Katarakte
- Beginn zwischen dem 20. und 70. Lebensjahr (typischerweise nach dem 40. Lebensjahr)
- Normalerweise normale Lebensdauer
- Klassische myotone Dystrophie
- Beginn im zweiten, dritten oder vierten Lebensjahrzehnt
- Myotonie ist das primäre Anfangssymptom
- Gekennzeichnet durch „Aufwärmphänomen“: Symptome treten nach Ruhe stärker auf und bessern sich mit Muskelaktivität
- Leitsymptom ist eine distale Muskelschwäche, die zu einer Beeinträchtigung der Feinmotorik mit den Händen und zu Gangstörungen führt
- „Myopathisches Gesicht“: aufgrund von Schwäche und Verschwendung der Gesichts-, Hebe-, Lid- und Kaumuskulatur
- Herzleitungsstörungen sind häufig
- Reduzierte Lebensdauer
- Angeborene myotone Dystrophie
- DM2:
- Manifestationen im Erwachsenenalter (Durchschnittsalter 48 Jahre) mit unterschiedlicher Präsentation
- Früh einsetzende Katarakt, variierende Griffmyotonie, proximale Muskelschwäche oder -steifheit, Hörverlust, myofasziale Schmerzen
- Schwäche und/oder Myalgien sind die häufigsten Anfangssymptome
- Meist axiale und proximale Muskelschwäche, die die Nackenbeuger, langen Fingerbeuger, Hüftbeuger und Hüftstrecker betrifft
- Bauch-, Muskel-Skelett- und belastungsbedingte Schmerzen
- Manchmal fälschlicherweise als Fibromyalgie diagnostiziert
Diagnose
- Gentests
- Erhöhungen der alkalischen Phosphatase, Gamma-Glutamyltransferase, Serum-Aspartat-Aminotransferase und Serum-Alanin-Aminotransferase bei 30-50 % der Patienten
- Elektrodiagnostische Tests:
- Studien zur motorischen Nervenleitung: Verringerte Amplitude bei normaler Latenz und normaler Leitungsgeschwindigkeit
- Studien zur sensorischen Nervenleitung: Typischerweise normal
- Elektromyographie:
- Anhaltende Läufe positiver scharfer Wellen
- Züge von negativen Spitzen
- Schwankende Amplitude und Frequenzen
- Muskelbiopsie: Faseratrophie Typ I, Faserhypertrophie Typ 2, unregelmäßige Fasergröße, Reihen innerer Kerne, Fibrose, senkrecht zur Muskelfaser orientierte Myofibrillen
Differenzialdiagnose
- Schwartz-Jampel-Syndrom
- Duchenne-Muskeldystrophie
- Hyperkaliämische periodische Paralyse (HPP)
- Paramyotonia congenita (PC)
- Myotonia congenita
- Myotubuläre Myopathie
- Acid-Maltase-Mangel
- Debrancher-Mangel
- Entzündliche Myopathien
- Hypothyreose Myopathie
- Chloroquin-Myopathie
- Statin-Myopathie
- Cyclosporin-Myopathie
Behandlung
- Keine kurative Behandlung, die Therapie ist unterstützend und besteht aus der Überwachung und Behandlung der mit DM verbundenen Probleme
Herz-Kreislauf- | Jährliche EKG-Überwachung auf Herzleitungsstörungen Basisbildgebung des Herzens alle 1 bis 5 Jahre |
Pulmonal | Erhalt von Grundlinien- und seriellen Lungenfunktionstests zur Überwachung auf neuromuskuläre Ateminsuffizienz |
Tagesschläfrigkeit und obstruktive Schlafapnoe | Bewerten für Schlafapnoe und ggf. behandeln Erwägen Sie Neurostimulanzien (z. B. Methylphenidat) für übermäßige Schläfrigkeit |
Augenbeteiligung | Jährliche Augenuntersuchung Chirurgische Entfernung von Katarakten |
Geburtshilfe und Gynäkologie | Hochrisiko-Geburtshilfebewertung für Patientinnen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft in Betracht ziehen |
Endokrine Probleme | Baseline und jährlicher Nüchternblutzucker und Hämoglobin A1C Screening für Hypothyreose Behandeln Sie bei Bedarf eine erektile Dysfunktion |
Myotonie | Medikamente wie Mexiletin, trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine oder Kalziumantagonisten reduzieren anhaltende Myotonie Natriumkanalblocker sind bei Patienten mit Herzblock zweiten und dritten Grades kontraindiziert |
Muskelschwäche | Physio- und Ergotherapie zur Stärkung der Muskulatur |
Komplikationen
Zentrales Nervensystem | Geistige Behinderungen Zerebrovaskuläre Unfälle Angst und Depression Hypersomnie und Schlafapnoe Ventrikulomegalie |
Augenheilkunde | Grauer Star Hyperopie Astigmatismus |
Herz- | Vorhofarrhythmien Reizleitungssystem verlangsamt Ventrikuläre Arrhythmien Kardiomyopathie Früh einsetzende Herzinsuffizienz |
Pulmonal | Lungenentzündung Erhöhtes Risiko anästhesiebedingter pulmonaler Komplikationen |
Magen-Darm- | Dysphagie Gallensteine und Cholezystitis Tranaminitis und Leberenzymerhöhungen Erhöhtes Risiko einer Aspiration nach der Anästhesie |
Endokrin | Insulinunempfindlichkeit Hodenatrophie und männliche Unfruchtbarkeit Erhöhtes Risiko für Abtreibung, Fehlgeburt, Frühgeburt, Dysmenorrhoe |
Dermatologisch | Androgene Alopezie Erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinom und Pilomatrixome |
Muskuloskelettale | Fortschreitender Verlust der Motorik Myalgien |
Anästhesiemanagement
Empfohlene Lektüre
- Vydra DG, Rayi A. Myotone Dystrophie. [Aktualisiert am 2022. Juni 27]. In: StatPearls [Internet]. Schatzinsel (FL): StatPearls Publishing; 2022 Januar-. Verfügbar ab: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK557446/
- Pollard BJ, Kitchen, G. Handbuch der klinischen Anästhesie. Vierte Edition. CRC-Presse. 2018. 978-1-4987-6289-2.
- Marsh S, Pittard A. Neuromuskuläre Erkrankungen und Anästhesie. Teil 2: Spezifische neuromuskuläre Erkrankungen. Weiterbildung in Anästhesie Intensivpflege & Schmerz. 2011;11(4):119-23.
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